03-02: Umbau des Pfarramts
Wo kribbelt es bei dir, wenn du im Dorf mit einem ehrfürchtigen «Grüezi Herr Pfarrer» begrüsst wirst? Im erwärmten Herzen, oder in den fluchtbereiten Füssen?
Auch wenn es Lukas nicht stört, die repräsentative Amtswürde des Dorfpfarrers zu tragen, möchte er sich möglichst wenig von den Gemeindegliedern abheben. Der Umbau vom Pfarramt beginnt im Kopf. Lukas hat das Wort «Freiwillige» aus seinem aktiven Wortschatz verbannt (wobei – so ganz hat er es noch nicht geschafft). Wenn wir egalitär arbeiten wollen, müssen wir auch egalitär reden: «Wir sind alle Mitarbeitende am Reich Gottes. Manche werden dafür bezahlt, andere nicht.» Das Anstellungsverhältnis hat ein paar praktische Auswirkungen, aber wenn es darum geht, wer Verantwortung übernimmt oder Entscheidungskompetenzen erhält, stehen alle Mitarbeitenden auf derselben Stufe.
Dieses Verständnis wirkt sich auch darauf aus, wie eine Pfarrperson arbeitet. Wären wir statt hinter Kirchenmauern im Stadion, könnte man sagen: Die Rolle der Pfarrperson sollte sich von der Spielerin zur Trainerin verschieben. Nicht mehr selbst arbeiten, sondern andere zur Arbeit ausrüsten. Oder wie es Thomas Gugger sagte: «Nicht mehr selbst vorne stehen, sondern andere dazu befähigen.»
Anna hält fest, dass dies auch für die theologische Produktivität gilt: «Die Pfarrperson ist nicht diejenige, die spricht, sondern die anderen das Sprechen ermöglicht.» Ein Pfarrer sollte sollte akademisch-theologisches Wissen nicht einfach an die Gemeindeglieder verfüttern, sondern ihnen dabei helfen, ihre eigene theologische Sprache auszubilden.
Das klingt alles ganz einfach. Doch wenn man ein Zahnrädchen verschiebt, muss die ganze Uhr anders zu ticken beginnen. Gemeindeglieder sollen Verantwortung übernehmen – das kann anstrengend sein. Wer nicht nur zuhören, sondern die eigene Theologie formulieren soll, der oder die muss unter Umständen einige innere Hürden überwinden. Und wenn alle mitreden sollen – wie viel darf die Pfarrerin noch sagen?
Klingt anstrengend? Teamsport ist immer anstrengend. Aber auf lange Sicht macht es wohl mehr Spass, die elf Spielerinnen von der Seitenlinie aus anzufeuern, als alleine über den Platz zu rennen.
An alle Pfarrpersonen: In welchen Bereichen findet ihr es am schwierigsten, von den Spieler- in die Trainerschuhe zu wechseln?
Erwähnte Ressourcen:
- Podcast-Episoden mit:
- -- Ralph Kunz
- -- Sabrina Müller
- -- Thomas Gugger
- -- Thomas Bucher
Literatur
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Kontakt mit den Hosts: aufwaerts-stolpern@ref-sh.ch
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