Aufwärts stolpern

Aufwärts stolpern

Der Podcast für die Kirchgemeinde mit Ambitionen

06-03: «Werner Näf, wie hängt das Digitale mit dem Analogen zusammen?»

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Werner Näf ist Annas Vater und ein Freund von Lukas. Werner Näf ist Geschäftsführer von https://kirchenweb.ch, einer Firma, die für Kirchgemeinden den Internet-Auftritt gestaltet und das digitale Zusammenarbeiten ermöglicht. Gelernt hat er: Eine digitale Präsenz kann fehlende analoge Relevanz nicht überdecken: Das Digitale muss auf den analogen Beziehungen berufen, so sagt es die Kirchenweb-Kommunikationspyramide. Dann aber kann kluges digitales Handwerkszeug die Zusammenarbeit sehr erleichtern.

Dafür hat Werner Näf Gemeindebau-Theologie in seine Software gegossen: Im Normalfall wird eine seiner Seiten nicht von einer Person zentral verwaltet, sondern viele Menschen können zum digitalen Leben beitragen: Sie können Räume buchen und Berichte schreiben. Dabei gilt im Digitalen, was auch im Analogen zählt: Die Abläufe müssen geklärt sein, dann können sie digitalisiert und vereinfacht werden.

Kirchgemeinden funktionieren ganz unterschiedlich. Was Werner Näf gelernt hat: Ein Kontrollgeist hilft nicht bei der Digitalisierung (und im Gemeindebau auch nicht). Fixe Strukturen geben keine Sicherheit, wenn die Beziehungen in einer Kirchgemeinde nicht funktionieren. Je weniger Strukturen vorgegeben sind, desto besser kann man zusammenarbeiten.

Werner Näf hat in der digitalen Beratung Kirchgemeinden erlebt, in denen eine Fusion noch nach Jahrzehnten nicht verarbeitet ist und andere, die wegen der Strukturen komplett blockiert sind. Er hat darum eine radikale Empfehlung: «Lasst die Strukturen einfach, wie sie sind.» Kirchgemeinden sollten lieber über die bestehenden Strukturen hinweg Beziehungen pflegen und Vertrauen wachsen lassen. Wenn man dann genügend lang und gut zusammengearbeitet hat, geht es dann ganz einfach, wenn man am Ende die Strukturen dem Leben anpasst.

Wie wächst Vertrauen?, fragt Anna. Werner Näf stellt diese Frage in den Bereich der persönlichen Heiligung: «Gönne ich dem anderen seinen Erfolg? Verschenke ich Vertrauen, ohne Angst zu haben?» Ohne Grosszügigkeit gehe es nicht. In seiner Kirchgemeinde setze der Kirchenstand auf Pizza statt Coaching: die benachbarten Kirchenstände zu einem Essen einladen wie unter Freunden baue Misstrauen ab und erleichtere die Zusammenarbeit wesentlich.

Auf die Beobachtung von Lukas, dass die Strukturdiskussionen manchmal ziemlich technokratisch geführt werden, sagt Werner Näf: «Dieser Ansatz stammt aus dem 19. Jahrhundert.» Auch in der Firmenführungsliteratur gebe es diesen stark mechanisch orientierten Ansatz. Heute denke man auch bei Firmen stärker organisch. «Aber in manchen Kirchgemeinden ist das mechanisch-hierarchische Weltbild noch stark verankert.» Manche Kirchgemeinden seien da nicht up-to-date, was das allgemein-gesellschaftliche Nachdenken über diese Fragen angehe.

Werner Näf ist seit Jahren Pfarrer der kleinen Kirchgemeinde Gächlingen (https://ref-sh.ch/werner.naef). Was er denn als Gemeindepfarrer gelernt habe, fragt ihn Lukas. «Etwas vom Wichtigsten war: Ich muss mehr Chaos akzeptieren.» Michael Moynagh habe geschrieben, bei innovativen Projekten sei der richtige Ort an der Kante, wo man mit einem kleinen Schritt weiter im Chaos versinken würde.

Bericht über die Episode mit Werner Näf: https://www.lkf.ch/blog/lasst-die-strukturen-einfach-wie-sie-sind

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Kommentare

by Konradin Winzeler on
Hier nur einige, noch etwas unstrukturierte (!) Gedanken, welche mir beim Hören und gleich danach durch den Kopf gegangen sind: Werner Näf spricht in dieser Folge von «aufwärts stolpern» einige Aspekte für eine prosperierende Kirche an. Strukturen gehören dazu. Wie er bin ich der Auffassung, dass wir diese im Grundsatz belassen sollten, denn die Ebenen Kantonalkirche und Kirchgemeinden reichen für unsere demokratische Organisation aus (und sind auch in der Verfassung des Kantons Schaffhausen so vorgesehen). Diese zu ändern, insbesondere weitere Strukturebenen einzuführen, bindet meines Erachtens nur unnötig Ressourcen, welche sinnvoller eingesetzt werden können. Die Strukturen bilden denn auch nur das notwendige Grundgerüst der Institution Kirche. Um auf das Bild des versteiften Arms zurückzukommen: Strukturen bilden bildlich gesehen das Skelett, auf welches unser Körper angewiesen ist, um funktionieren zu können. Das Skelett allein ermöglicht kein Leben. Dennoch braucht es dieses, wenn wir in Bewegung bleiben wollen. Wenn Lukas Huber davon spricht, dass grosse strukturelle Veränderungen auf uns zu kommen werden, sehe ich das in der Notwendigkeit von Zusammenarbeit über die Grenzen unserer teilweise sehr kleinen Kirchgemeinden hinaus. Diese Notwendigkeit kann zwar etwa auch zu Fusionen oder Pastorationsgemeinschaften führen, dekretiert werden sollten solche jedoch nicht. Selbst eine Regionalisierung greift meines Erachtens zu kurz, denn die Zusammenarbeit funktioniert über verschiedene Personen und Beziehungen, was in verschiedenen Bereichen zu unterschiedlicher Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Kirchgemeinden führen kann. Sie sollte daher weder institutionalisiert, noch regional beschränkt werden. Vielmehr geht es meiner Meinung nach in der laufenden Strukturdiskussion derzeit um einen sinnvollen Einsatz der schwindenden Ressourcen bei anhaltendem Mitgliederschwund. Daher: Die grundsätzlichen Strukturen belassen, die Grundversorgung sicherstellen und möglichst FLEXIBLE Zusammenarbeitsformen zumindest ermöglichen, soweit möglich fördern.

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Über diesen Podcast

«Aufwärts stolpern», der Podcast für die Kirchgemeinde mit Ambitionen. Hier diskutieren die beiden Hosts Lukas Huber und Anna Näf Ideen und Prinzipien des Gemeindebaus. Angesprochen sind in erster Linie Verantwortungsträger(innen) von Evangelisch-reformierte Kirchgemeinden der Schweiz, vielleicht ist es aber auch für andere Menschen interessant, was Anna und Lukas hier diskutieren. «Aufwärts stolpern», ein Podcast des Landeskirchen-Forums.

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Sämtliche Shownotes (Episodenbeschreibungen) zum Suchen finden sich hier:
https://www.ref-sh.ch/aufwaerts-stolpern-shownotes

von und mit Lukas P. Huber und Anna Näf

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