04-01: «Michael Herbst, was bleibt von der Professur in praktischer Theologie?»
Um das Jahr 2000 wollte sich die Evangelische Kirche Deutschland stärker mit Evangelisation und Mission beschäftigen. Als Antwort darauf gründete Michael Herbst mit seinen Kollegen das «Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung». Von ihm möchte Anna nun wissen, warum es missionarischen Gemeindebau überhaupt braucht. «Ich könnte jetzt sagen: Wir brauchen das, weil es der Kirche so schlecht geht.» Auch wenn diese Antwort nicht ganz falsch sei, berge sie auch Gefahren und lenke vom eigentlichen Grund ab: «Es war schon immer unser Auftrag, vitale Gemeinden an jedem Ort der Welt zu ermöglichen.» Vitale Gemeinden sind für Michael Herbst Gemeinschaften, die das Evangelium so kommunizieren, dass Menschen davon bewegt werden und sie in die Gesellschaft hinein wirken.
Michael Herbst hat im ostdeutschen Greifswald die FreshX-Gemeinde «Greifbar» gegründet. In dieser Region spürt man die Nachwirkungen der DDR unter anderem daran, dass die Mehrheit der Menschen konfessionslos ist. «Wenn etwas die DDR überlebt hat, dann ist es ein stabiler Alltags-Atheismus.» Auch in der Schweiz zeichnet sich ab, dass die Kirchenmitgliedschaften immer weiter zurückgehen. Lukas möchte deshalb wissen, was wir von Ostdeutschland lernen können. Erstens müsse man sich von der Hoffnung verabschieden, dass die Kirche sich gesund schrumpfe: Wenn eine Volkskirche kleiner wird, bleibe nicht ein Grüppchen überzeugter Christinnen und Christen übrig, sondern eine kleinere Gruppe von Menschen mit der gewohnt volkskirchlichen Frömmigkeits-Vielfalt. Zweitens empfiehlt Michael Herbst, keine Angst davor zu haben, zu einer Randgruppe zu werden, sondern weiterhin selbstbewusst in die Gesellschaft hineinzuwirken – auch in der Diaspora.
Wie kann das denn gelingen? Dazu nennt Michael Herbst drei Punkte: selbst wieder vom Evangelium ergriffen werden; sich bewusst die Lebenswelt betrachten, in der man sich als Gemeinde befindet; weniger Pfarrerzentrierung und mehr mündige Gemeindeglieder. Am Ende erzählt Michael Herbst, wie sie dies mit«Greifbar» praktisch umgesetzt haben und wie sie sich von einer Gottesdienst-orientierten Gemeinde zu einer diakonischen Gemeinschaft entwickelt haben.
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