02-09: «Lukas Kundert, was kommt nach der Volkskirche?»
Der Basler Kirchenratspräsident Lukas Kundert hat langjährige Erfahrung mit Kirchenfusionen. Er sagt: Man sollte Kirchgemeinden fusionieren – wenn man sich in einer absoluten Notsituation befindet. Anfangs der 90er Jahren stand die Basler Kirche kurz vor dem Konkurs. «Man entschied sich für einen radikalen Stellenabbau, der nur möglich war durch Kirchgemeinde-Fusionen. In der damaligen Notsituation war das wohl richtig, aber ich würde es niemandem empfehlen, das ebenfalls zu machen.» Fusionen lösen keine Probleme – sie verschieben sie nur auf später. «Wenn man Kirchgemeinden zusammenlegt, steht man in zehn oder fünfzehn Jahren vor der nächsten Strukturreform.»
Lukas Kundert schlägt einen anderen Weg vor: Mehr Vereinskirche – weniger Institutionskirche. Eine Pfarrperson könne maximal 200 bis 300 Personen kennen und betreuen. Aktuell seien Pfarrerinnen und Pfarrer aber für vielleicht 2000 bis 3000 Mitglieder zuständig, da nach dem aktuellen Verteilschlüssel diese Anzahl jeweils eine 100%-Stelle finanziere. Das führt zu überforderten Pfarrpersonen und vernachlässigten Mitgliedern. Wer gute vereinskirchliche Arbeit mache, fühle sich zwangläufig betrogen, wenn seine Stelle reduziert wird wegen des Mitgliederschwunds, auf die er keinen Einfluss habe, sagt Kundert.
Um an dem grundsätzlichen Problem etwas zu ändern, müssten die 200 bis 300 Personen, die von einer intensiveren, vereinskirchlichen Betreuung profitieren, auch die Kosten dafür tragen. Es gibt verschiedene Wege, um dorthin zu gelangen. Einer, der bereits vielerorts gewählt wird, sind Fördervereine. «An ihnen führt kein Weg vorbei.» Lukas Kundert empfiehlt den Basler Pfarramtskandidatinnen und -kandidaten jeweils: «Bewerbt euch nur dort, wo es einen Förderverein gibt, oder falls euch zugesichert wird, dass der Aufbau eines Fördervereins unterstützt wird.»
Die Kirche ist in Bewegung – nicht nur strukturell, sondern auch geistlich. «Was muss sich in den nächsten Jahren geistlich verändern, in der Kirche?», möchte Lukas Huber von Lukas Kundert wissen. «Überlegt euch in euren Leitungsstrukturen, ob ihr die fünf Dienste aus dem Epheserbrief vertreten habt.» Apostel, Prophetin, Hirte, Evangelistin, Lehrer. Die Antwort klinge freikirchlich, komme aber aus dem Mund eines Religiös-Sozialen, sagt Kundert. «Während ich als Hirte zufrieden bin, wenn nur zehn Leute in den Gottesdienst kommen, da ich mich dann besser um jeden einzelnen kümmern kann, geht der Evangelist dabei die glatten Wände hoch.» Wir brauchen einander. Wir dürfen uns nicht nur mit Menschen umgeben, welche dieselbe Perspektive einbringen wie wir.
Ein weiterer Punkt, der für Lukas Kundert zum «geistlichen Leiten» dazugehört: «Ich gehe davon aus, dass die Personen, mit denen ich in der Leitungsverantwortung bin, von Gott dazu bestimmt worden sind, hier diese Funktion zu übernehmen, weil Gott mit ihnen und mit der Kirche etwas vor hat.» Das sei ihm gerade deshalb wichtig, weil er das manchmal nicht so empfinde, wenn er es mit Menschen zu tun hat, die ihm unsympathisch sind. Gemeinsam zu beten als Leitungsgremium helfe ihm dann, diese Grundhaltung wiederzufinden: «Wir wissen dann, es geht nicht um uns, es geht um Christus, und wir geben einfach unser Bestes.»
Im Bulletin des Landeskirchen-Forums wurde diese Episode besprochen (Seite 3).
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Wer in den Shownotes suchen will, findet sämtliche Shownote auf einer Seite: https://www.ref-sh.ch/aufwaerts-stolpern-shownotes
Kontakt mit den Hosts: aufwaerts-stolpern@ref-sh.ch
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