Aufwärts stolpern

Aufwärts stolpern

Der Podcast für die Kirchgemeinde mit Ambitionen

10-04: «Kirche experimentiert»

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Flavia Hüberli ist bei der Thurgauer Kantonalkirche angestellt für Innovationen. In Episode 7 der letzten Staffel berichtete sie über die Fachstelle «Start-up Kirche» und von ihren Erfahrungen. Gewöhnlich sind es Einzelpersonen, die etwas Neues anreissen wollen, nicht selten kommen sie nicht aus der Behörde. Die Behörde wiederum ist oft schon ziemlich zugedeckt mit Arbeit und mit Problemen, weshalb es die Tendenz gibt, die Innovation zu bremsen, um Lösungen zu finden für die Probleme. Hüberli plädiert dafür, beides zu machen: die Probleme der Kirchgemeinde lösen und Neues anfangen. Die Kirchenvorsteherschaft könne sich zum Beispiel um die Probleme kümmern und gleichzeitig jene unterstützen, die neue Ideen umsetzen wollen.

Aufwärts-stolpern-Co-Host Anna Näf wirft ein, dass sie mehrfach beobachtet hat, wie Menschen mit neuen Ideen geraten wird, in die Kirchenpflege zu kommen. Aber bald merken sie, dass sie dort am ganz falschen Ort sind, weil in vielen Kirchenpflegen viel organisatorische Arbeit erledigt werden muss, während sie ihre neue Ideen konkret umsetzen wollen.

Hüberli rät Kirchgemeinden angesichts der manchmal überwältigend erscheinenden Arbeit in der Behörde, sich von Anfang an mit Exnovation zu beschäftigen: Was lassen wir (für eine gewisse Zeit) sein, damit wir Energie und Zeit für ein neues Projekt haben?

Es geht nur gemeinsam

Der ehemalige Sozialdiakon und heutige Gastrounternehmer Simon Obrist sagte in Episode 09-06, am einfachsten gelinge Innovation, wenn eine Gruppe von Freundinnen und Freunden die Idee gemeinsam entwickeln. Hilfreich ist paradoxerweise auch, wenn von Anfang an klar ist, dass es nur gemeinsam geht.

Sehr provozierend findet Podcast-Co-Host Lukas Huber Simon Weinreichs Aussage in Episode 09-09, dass eigentlich jede Pfarrerin und Pfarrer neben der normalen Arbeit ein eigenes Projekt haben sollte.

Auch Nicht-Pioniere können Neues fördern

Anna Näf wirft ein, dass nicht jeder Pfarrer ein Pioniertyp sei. Das sei sicher wahr, bestätigt Huber, gleichzeitig könnten solche Provokationen auch etwas freisetzen an innerer Freiheit. Dazu kommt, dass auch Menschen, die sich nicht als Pioniertyp verstehen, das Neue unterstützen können, das andere umsetzen wollen. In Kirchgemeinden wird viel über Geld und andere Ressourcen gesteuert.

Der Religions- und Gemeindepädagoge Carsten Heyden war Gast in Episode 8 der letzten Staffel. In den Kirchen Bern-Jura-Solothurn (Bejuso) gilt neu, dass jede Kirchgemeinde an ihrem Ort herausfinden muss, wie sie die kirchliche Unterweisung gestalten will. Er habe sich vom Schlagwort «Best Practice» verabschiedet, berichtete Heyden. In Bejuso gelte einfach die Regel, dass alle Berufsgruppen zusammenarbeiten müssen, wenn eine Kirchgemeinde ein Unterrichtskonzept erarbeiten will.

Die Kirchgemeinde Flawil hatte lange nachgedacht, bevor sie ihr innovatives Projekt «Sommer im Feld» lancierte. Daniela Zillig berichtete in Episode 09-04 vom Weg, den die Kirchenvorsteherschaft ging, bis sie viel Geld in die Hand nahm und die Stellenprofile der Angestellten umschrieb, um das Grossprojekt zu starten.

Innovationen nicht gegeneinander ausspielen

Lukas Huber zeigt sich beeindruckt von der Vielfalt an Innovationen, die in der letzten Staffel zur Geltung gekommen waren. [Sehr aufwändige Innovationen wie «Sommer im Feld»] sollten nicht ausgespielt werden gegen den Rat von Flavia Hüberli, mehr in Prototypen statt in Projekten zu denken und dann im Erfolgsfall den Prototypen zu verbessern.

In Episode 09-10 erzählte der Zürcher Professor für Praktische Theologe, Ralph Kunz, dass in der Kirchengeschichte Innovationen oft von Netzwerken von Menschen ausgingen und nicht das Resultat von Strategiepapieren von kirchlichen Verwaltungen waren.

Lukas Huber berichtet von einem ehemaligen Pfarrkollegen, der frisch in eine Kirchgemeinde der Region kam und bald ein Visionspapier schrieb, in der seine Kirchgemeinde zu einer blühenden Kommunität mit dem Pfarrhaus im Zentrum geworden war. Das Papier tönte grossartig, nur wurde nichts davon umgesetzt, weil die beziehungsmässige Basis und der zeitliche Horizont gar nicht da waren.

Zum Schluss gefragt, was man jetzt mit all diesen Ideen machen sollte, sagt Anna Näf, man solle sich Menschen suchen, die ähnlich ticken und keine Angst davor haben, Fehler zu machen und aufwärts zu stolpern.

Die ganze Episode kann man hier anschauen.

Wer in den Shownotes suchen will, findet sämtliche Shownotes auf einer Seite.

Kontakt mit den Hosts: aufwaerts-stolpern@ref-sh.ch

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