Aufwärts stolpern

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Der Podcast für die Kirchgemeinde mit Ambitionen

09-09: «Simon Weinreich, was macht ein ‹Netzabt›?»

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Seit 2022 ist Simon Weinreich «Netzabt». Auf die Anführungszeichen legt er Wert, schliesslich gibt es den Begriff nicht wirklich. Auch das Kloster, für das Simon Weinreich arbeitet, gibt es nicht wirklich, sondern nur digital: das Netzkloster, ein «digitaler Raum für analoge Meditation und Achtsamkeit», wie er im Podcast «Aufwärts stolpern» erzählt.

Das Netzkloster ist ein Angebot der Evangelisch-methodistischen Kirche und gehört dort zum Bezirk «Kirche anders», der neben den geografischen Bezirken existiert. Drei Schlagworte beschreiben das Netzkloster: «Gemeinsam. Online. Meditieren.» Vier Mal am Tag können sich die Abonnentinnen und Abonnenten des Netzklosters in den Zoom-Raum zu einer gemeinsamen Stille einloggen. Das Abo kostet 140 Franken im Jahr.

Neben Netzabt Simon Weinreich und einer angestellten Netzäbtistin öffnen und gestalten weitere (unbezahlte) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeweils den digitalen Raum. Die 20-minütige gemeinsame Stille wird mit einem Impuls und dem Anschlagen einer Klangschale eingeleitet und mit einem Segen abgeschlossen. Anschliessend wird der Zoom-Raum geschlossen. Dass so kein Smalltalk zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern entsteht, sieht Simon Weinreich als Vorteil an.

Das Ende der Pandemie überlebt

Das Netzkloster will dem Bedürfnis nach Meditation und Achtsamkeit entgegenkommen und einen alltagstauglichen Zugang zur kontemplativen Tradition der physischen Klöster bieten. Gegründet wurde das Netzkloster zum Beginn der Corona-Pandemie. Im Unterschied zu vielen anderen Angeboten jener Zeit hat das Netzkloster das Ende der Pandemie überlebt – und es wächst.

Damit immer wieder Neue dazustossen können, bieten die Verantwortlichen des Netzklosters diverse Einführungskurse in die Meditation an. Dort lernen die Nutzerinnen und Nutzer, dass es sinnvoll ist, sich eine kleine Klosterzelle zu einzurichten und bei Bedarf eine Duftkerze anzuzünden, um die Konzentration auf die Meditation zu fördern.

Die Nutzerinnen und Nutzer der Angebote des Netzklosters kommen aus ganz unterschiedlichen Hintergründen: «Es sind Leute dabei, die sich buddhistisch verorten, Leute, die aus der Kirche ausgetreten sind, aber aus Menschen, die aus der methodistischen oder der katholischen Kirche kommen», sagt Simon Weinreich.

Ist das Netzkloster ein Kirchenersatz?

Podcast-Co-Host Anna Näf fragt den «Netzabt», ob das Netzkloster für die Nutzer ein Kirchenersatz sei. «Das ist unterschiedlich», sagt Simon Weinreich. «Die Mehrheit ist im Lokalen kirchlich verbunden, aber es gibt eine Tendenz, dass die Nutzer sagen: ‹Das Netzkloster ist meine Kirche›, und sich dann zum Beispiel finanziell stärker beteiligen wollen.»

Ob das eine positive Entwicklung sei, fragt Co-Host Lukas Huber. «Es braucht beides: die lokale Kirchgemeinde und eine Fresh-X wie das Netzkloster», sagt Simon Weinreich. Anstatt bei einem neu entstandenen und nicht lokal verankerten digitalen Angebot an Konkurrenz zu denken, sieht er eher Potential darin, dass eine Kirchgemeinde die Angebote des Netzklosters in ihr Programm integriert. Er selber als Gemeindepfarrer habe, als er das 20-Prozent-Pensum im Netzkloster übernahm, von Anfang Synergien gesucht wie hybride Angebote, an denen Menschen in der Kirchgemeinde physisch zusammenkommen konnten und gemeinsam mit digital Zugeschalteten meditieren. Abgesehen davon komme seine Tätigkeit für das Netzkloster seinem ureigenen Bedürfnis nach Kontemplation und Stille entgegen.

Jede Kirchgemeinde sollte ein Projekt starten

Anna Näf fragt nach dem Zusammenhang von Kirchgemeindearbeit und Projekten: Ob er denke, dass auch in anderen Kirchgemeinden Projekte entstehen könnten, die dann in die Kirchgemeinde hineinwirken. Simon Weinreich hat dazu eine klare Meinung: «Mehr noch, ich würde empfehlen, dass eine Pfarrerin oder ein Pfarrer eine persönliche Leidenschaft entwickelt und in einem Projekt Menschen zu erreichen versucht, die bisher nicht einfach so dazugehört haben.»

Projekte wie das Netzkloster haben dabei grundsätzliche Vorteile im Vergleich zu einer Kirchgemeinde: Man kann gerade in einem digitalen Angebot Dinge schnell ändern und Angebote bei Bedarf ohne grössere Probleme anpassen. So sollte das Netzkloster zukunftsfähig sein.

Das Netzkloster online.

Wer in den Shownotes suchen will, findet sämtliche Shownotes auf einer Seite.

Kontakt mit den Hosts: aufwaerts-stolpern@ref-sh.ch

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